Manche Rebsorten trumpfen nicht mit einem dominierenden Bukett per se auf, sondern verzaubern durch ein subtiles Aroma. Genau dies trifft auf die Rebsorte Silvaner zu, die derzeit einen Renaissance erlebt. Sie war bereits ein wenig in Vergessenheit geraten, bis findige Winzer aus Rheinhessen sie neu entdeckten und aus ihr Spitzenweine kreierten.
Eine etablierte Weißweinsorte auf dem Siegeszug
Seit mehr als 350 Jahren bauen deutsche Winzer diese Weißweinsorte an. Rheinhessen ist gar ihr größtes Anbaugebiet weltweit. Über die letzten 100 Jahre hat sich ihr Anteil an der rheinhessischen Rebfläche stetig verringert. War noch in den 1960er Jahren jeder zweite Rebstock von dieser Weißweinsorte, sind es heute lediglich 9 % des kompletten Rebareals. Doch dies könnte sich bald ändern, da seit ein paar Jahren die Silvaner-Weine an Bedeutung gewinnen. Dies hat gute Gründe, denn sie sind extrem wandelbar. Die feinen Reben eignen sich für einen leichten Sommerwein ebenso wie für einen geschmeidigen Barriquewein oder einen intensiven Edelsüßen. Der Fantasie der Winzer sind kaum Grenzen gesetzt.
Sensibilität ist gefragt
Jahrelang rätselten Weinexperten über die Herkunft der Silvaner-Rebsorte. Hochmoderne genetische Studien lüfteten das Geheimnis: Sie ist eine Kreuzung aus der Sorte »Österreichisch Weiß« und Traminer. Gerade dieser raffinierte Mix macht die Silvaner-Rebsorte zu einem Chamäleon im Glas, aus der der Winzer das Gewünschte mit viel Kunst herausholen muss. Sie ist alles andere als unkompliziert, weswegen die Weinerzeuger anhand dieser Rebsorte ihr ganzes Können offenbaren. Sie verzeiht nichts. Wer jedoch mit ihr umzugehen weiß, der erschafft einen Wein mit einem spannenden regionalen Profil. Dieses erhebt sich über die Uniformität zahlreicher angesagter Weißweine.
Begleiter der leichten und deftigen Küche
Die Vielfalt der Silvaner-Weine lässt bereits erahnen, dass sie sich mit den unterschiedlichsten Speisen kombinieren lassen. Leichte Varianten mit einem subtilen Aroma und einer milden Säure harmonieren in Perfektion mit Spargel sowie Fisch. Gedeihen die Rebstöcke auf schweren Böden, entstehen körperreiche Weine. Sie duften nach Artischocken und reifen Birnen, wodurch sie der ideale Begleiter zu geschmacksintensiven und deftigen Gerichten wie Geflügelleber werden. Trockene Varianten werden zum Gefährten von asiatischen Gaumenfreuden, während Eisweine, Auslesen und Trockenbeerenauslesen dieser Weinsorte verführerische Cremedesserts und kraftvolle Käsespezialitäten abrunden.