Natürlich kann man Wein aus Kaffeebechern trinken. Mit Genuss hat diese Form der Tischkultur – wenn überhaupt – nur zufällig etwas zu tun. Denn Weingläser erfüllen zwei wichtige Funktionen: gezieltes Leiten zu den Wahrnehmungszonen und geschmackliche Entfaltung. Abgesehen davon liegen Weingläser im Vergleich zu anderen Trinkgefäßen gut in der Hand und verbergen nicht das Farbspiel ihres fließenden Inhalts.
Vergnügen oder Vergeudung? Das Weinglas entscheidet!
Vor seiner Berührung mit Zunge und Gaumen vollführt Wein sein Debüt in der Nase, fällt aber ebenso ins Auge. Weingläser können all diese Eindrücke abflachen oder verfälschen. Ein gutes Weinglas hingegen stellt nicht nur ein Aromenpaket vor, sondern einen einzigartigen Charakter samt ansprechendem Äußeren. Deshalb überzeugt eine schlichte Silhouette, ohne Glasschliff und Schnörkel. Dasselbe gilt für farbiges Glas. Es mag optisch zunächst anziehend wirken, verhindert jedoch jedes faszinierende Farbspiel und das Erkunden der einzigartigen Textur manchen Weins.
Ein dünnes Glas erlaubt dem Geschmackszentrum Zunge unmittelbare Erfahrungen. Qualitativ erreichen mundgeblasene Gläser diesen hohen Anspruch am ehesten. Manches Herstellerdesign verzichtet auf lange Glasstiele. Solche Gläser wollen am Kelch gehalten werden. Problematisch ist dabei der Hautkontakt, der das Glas erwärmt und nebenbei Abdrücke hinterlässt. Auch die Nähe zur eigenen Hand kann das Vergnügen trüben. Wer kann schon von sich behaupten, dass die eigenen Hände nach nichts riechen? Genussmenschen bevorzugen langstielige Gläser und halten diese oberhalb des Glasfußes.
Übrigens hinterlassen Staub, Spülmittel und andere Rückstände ebenfalls Aromen. Nur ein wirklich reines Glas fällt weder durch Eigengeschmack noch durch Geruch auf.
Das richtige Weinglas: So sollte es sein
Ein wirklich gutes Weinglas vereint fünf Eigenschaften. Es ist dünn, langstielig, sauber, glasklar und trägt allein die Farbe des Weines.